Bericht über die FOSS4G

FOSS4G Denver 2011 Die FOSS4G fand in diesem Jahr vom 12.-16.09.2011 in Denver, Colorado statt. Mit knapp 900 Anmeldungen war dies die bisher größte FOSS4G-Konferenz. Neben Workshops und Tutorials wurde in 150 hochwertigen Präsentationen über Entwicklung, Status und Einsatz von OpenSource Software informiert. Im Vergleich zu den Konferenzen der vergangenen Jahre fanden in diesem Jahr mehr Präsentationen mit eher technik-lastigem Inhalt statt. Neben neuen Projekten, die vor allem über neue WebMapping Framework-Entwicklungen wie „MapQuery“, „JQuery Geo“ oder auch „GeoMap“ berichteten, wurde natürlich der Stand der bereits „altbewährten“ Projekte vorgestellt. Zusammenwirken von Projekten Daneben zeichnet sich ein weiterer Trend ab: Mit zunehmender Reife der Projekte ist ein starkes Bestreben auszumachen, verschiedene Projekte in sogenannten „Stacks“ zusammenwirken zu lassen, um weite Anforderungsbereiche abdecken zu können. Das vielleicht prominenteste Beispiel hierfür ist die OpenGeo-Suite, die maßgeblich aus den Komponenten PostGIS, GeoServer, GeoWebCache, OpenLayers und GeoExt besteht. Das oft von Seiten proprietärer Hersteller vorgebrachte Argument, dass niemand ernsthaft hinter OpenSource Projekten steht, wird hier exemplarisch ausgehebelt: Die OpenGeo-Suite ist sowohl als Community- als auch als käufliche Enterprise-Edition mit Support, Schulungen und Bugfix-Garantie erhältlich. Als Exklusiv-Partner von OpenGeo für Deutschland und Österreich erhalten Sie Informationen zur OpenGeo-Suite von terrestris oder direkt über OpenGeo. Aber auch in anderen Projekten ist das Bemühen des Zusammenwirkens über Projektgrenzen hinweg zu sehen. Zu nennen ist hier besonders der Mapserver Stack. Geplant ist, Projekte wie TinyOWS, MapCache und MapServer unter einem Dach zusammen zu führen. Mit derselben Konfiguraton wird MapServer so um die WFS-T Schnittstelle (TinyOWS) und Tile-Caching Schnittstelle (MapCache) erweitert. Erste Schritte zur Realisierung wurden bereits eingeleitet, mit einer ersten Version ist Anfang 2012 zu rechnen. QGIS Server Als neuer Stern am WMS-Server Himmel ist mit Sicherheit der QGIS Server anzusehen. Pirmin Kalberer von unserer Partnerfirma SourcePole stellte die neuen Funktionen und die neue QGIS-Erweiterung „QGIS-Cloud“ vor, die ein einfaches Publizieren von Geodaten mittels QGIS Server über einen CLoud-Server erlaubt. Weiterhin ist das nahtlose Zusammenarbeiten zwischen dem mittlerweile weitreichend anerkanntem und funktional exzellent ausgestattetem Desktop-GIS QGIS als Konfigurations-Oberfläche und QGIS-Server zu erwähnen. Ein in QGIS erstelltes Projekt inklusive interaktiv über den QGIS-Print-Composer erstelltes Print-Layout kann durch einfaches Einstellen im QGIS-Server 1:1 als „erweiterter“ WMS publiziert werden. Erweitert deshalb, weil der Print-Composer ebenso über eine HTTP-Schnittstelle („GetPrint“) angesteuert werden kann. Das Erstellen von Druckvorlagen mittels Programmierung oder auch Bearbeitung von Konfigurationsdateien entfällt somit. QGIS Server bietet also einen stabilen Kartenserver mit großem Fokus auf einfache Bedienung. OpenSource wird Mobil Ein großer Fokus der OpenSource-Community lag in diesem Jahr auch auf der Entwicklung von mobilen Clienten. Neben der Entwicklung von Desktop-GIS wie gvSIG-Mobile, die auf mobilen Endgeräten funktionieren, steht insbesondere die Entwicklung von WebGIS-Clienten im Fokus, die in mobilen Browsern lauffähig sind. Durch die Implementierung von Touch-Funkionalitäten in OpenLayers anlässlich eines Code-Sprint im Februar in Lausanne wurde die Basis für weitere Entwicklungen gelegt. Zu nennen sind hier Entwicklungen von camptocamp für die Hochschule Lausanne sowie der von terrestris entwickelte, auf GeoExt-Technologie basierende Client des Schweizer Bundes. Der Quellcode hierfür wird in einer der nächsten GeoExt-Releases enthalten sein. PostGIS 2.0 Mit großer Spannung wird die neueste Version PostGIS 2.0 erwartet. Leo Shu und Regina Obe haben auf der FOSS4G vorab über maßgebliche Neuerungen in PostGIS 2.0 berichtet. Der Fokus liegt bei der neuen Version im Wesentlichen auf 3 Punkten:
  1. Erhöhung der Benutzerfreundlichkeit: PostGIS wird künftig über einen einfachen Funktionsaufruf in einer Datenbank installiert. Aus der bekannten Metadaten-Tabelle „geometry_columns“ wird eine View, die datenbankseitig automatisch angelegt wird. Fehler durch vergessene oder falsche Angaben sind so künftig ausgeschlossen.
  2. PostGIS wird 3D-fähig: Dafür wurden neue Datentypen und eine Fülle von neuen Funktionen angelegt. Das größte Problem besteht derzeit noch in den Clienten, die diese Datentypen auch verarbeiten können.
  3. Den vermutlich größten Sprung macht PostGIS 2.0 aber in der Rasterverarbeitung. Einfache Import/Exportwerkzeuge, Funktionen zur Umwandlung von Vektor in Raster und umgekehrt als auch Funktionen für Karten-Algebra und das Verändern der Auflösung für beispielsweise Luftbilder sind auf jeden Fall sehr vielversprechend. Die weitere Entwicklung wird zeigen, ob große Rasterdatenmengen tatsächlich effektiver in einer Datenbank gespeichert werden. Die Verwaltung der Daten wird so auf jeden Fall deutlich vereinfacht.
WMS Shootout Ein Höhepunkt der Konferenz war mal wieder der WMS-Shootout, an dem in diesem Jahr 6 Projekte teilgenommen haben. Ziel ist es, unter gleichen Bedingungen die Performanz von verschiedenen WMS-Servern zu testen. Gewinner sind auf jeden Fall sowohl alle Projekte als auch die Community, da Erkenntnisse im Performanz-Gewinn auf jeden Fall allen Projekten zugute kommen, denn alle Code-Verbesserungen müssen auf jeden Fall in die nächsten Releases einfließen. Gezeigt hat sich zudem, dass trotz der „Konkurrenz“ die einzelnen Teams durch Weitergabe von Ideen und Konfigurations-SLD eng zusammengearbeitet haben. Als „Sieger“ im Shootout sind wie im letzten Jahr Mapnik und Mapserver zu nennen. Neben dem WMS-Shootout fand in diesem Jahr auch erstmals ein „WPS Shootout“ statt, dessen Präsentation allerdings sehr amerikanisch aufgemacht wurde und so aus Sicht des Beobachters der eigentliche Fokus etwas in den Hintergrund gerückt wurde. Ausblick Die bereits in den letzten Jahren festgestellte „Reife“ vieler Projekte wird nach Meinung von Till Adams durch den Trend, Projekte zusammenwirken zu lassen, verstärkt. Festzustellen ist, dass OpenSource Software auch im Desktop-Bereich durch Projekte wie QGIS, gvSIG und OSSIM stark aufgeholt hat und auch hier echte Alternativen anbieten kann. Auch die zunehmende Präsenz von Firmen aus der proprietären Welt auf der FOSS4G zeigt die zunehmende Wahrnehmung und Wertschätzung von OpenSource. Daneben ist das Zusammenwachsen der OpenStreetMap-Community mit der FOSS4G-Community festzustellen. Die internationale OpenStreetMap-Konferenz „SotM“ (State of the Map) fand unmittelbar vor der FOSS4G ebenfalls in Denver statt. Einige Präsentationen von Aktivisten der einen Community auf der jeweils anderen Konferenz unterstreichen diesen Trend. Wir hoffen sehr, dass sich sämtliche Trends auf der nächsten FOSS4G, die in Peking stattfinden wird, bestätigen werden.